Kapitalmarktrück- und Ausblick
Die Aktienmärkte entwickelten sich im Jahr 2021 besser als im historischen Durchschnitt, wobei sich die seit Ende der Finanzkrise 2009 etablierten Trends fortsetzten. Die entwickelten Länder stiegen stärker als die Emerging Markets, der US-Markt outperformte die restlichen entwickelten Märkte und innerhalb der USA überflügelte die Technologiebörse Nasdaq den breiten Markt S&P 500. Zwar lässt sich die Dekade dieser USA- und Technologiedominanz teilweise über relativ bessere Gewinnentwicklungen erklären, jedoch stieg die Bewertung der in den Indizes enthaltenen Unternehmen überproportional zur Gewinnentwicklung. Die Markteilnehmer erwarten folglich, dass sich die vergangene Entwicklung auch über die nächsten Jahre fortsetzt; wir sind hier allerdings einen Ticken vorsichtiger.
Im Strategiebericht des ersten Quartals 2021 berichteten wir von einer Style-Rotation, die im Herbst 2020 begann und sich bis ins Frühjahr 2021 hinein fortsetzen konnte, weg von Wachstums- und hin zu Substanzaktien. Bis dahin konnten solche Aktien von soliden Unternehmen, deren Aktien tendenziell (stark) unterbewertet sind, im Vergleich zu den Wachstumstiteln Boden gut machen. Im Nachhinein jedoch wurde die seit Jahren gebildete Lücke zwischen Growth und Value nicht geschlossen, sie vergrößerte sich stattdessen noch. Tatsächlich bedarf es wohl eines echten „Schocks“, um einen nachhaltigen Trendwechsel auszulösen. Dieser könnte mit der anstehenden Zinswende in den USA bevorstehen.
Sollte sich die Inflationsrate jenseits von 4% doch nicht, wie von den Zentralbanken zunächst angekündigt, als „übergangsweise“ erweisen, wären diese gezwungen die Drosselungen der lockeren Geldpolitik zu beschleunigen. Aktuell ist nicht klar welchen Anteil Lieferengpässe, Spekulation an den Energierohstoffterminmärkten und Konsumnachholeffekte der Lockdownmaßnahmen an der Steigerung der Verbraucherpreisindizes haben und ob ein Nachlassen dieser Effekte auch einen Rückgang der Inflationsrate auf ein „normales“ Niveau unter 2% bedeutet.
Aufgrund des dauerhaft niedrigen Zinsniveaus müssen auch die deutschen Lebensversicherer ab 2022 den maximalen Garantiezins in neu abzuschließenden klassischen Policen abermals senken, und zwar von 0,9 % auf sage und schreibe 0,25 %. Anleger, die mit den klassischen Lebens- und Rentenversicherungen eine Altersversorgung aufbauen wollen sehen sich in einem „Sicherheitsdilemma“ – auf der einen Seite die Sicherheit der Garantie, auf der anderen Seite die Sicherheit, dass dieser Zins nicht ausreichen wird, um wenigstens die Inflation aufzufangen. Die europäische Zentralbank hat aufgrund des strukturell schwachen Wachstums in der Eurozone eine Anhebung der Zinsen kategorisch ausgeschlossen und nimmt dauerhaft negative Realzinsen in Kauf.
Corona – Unsicherheit lässt nach!
Es sind nun bald zwei Jahre vorbei, seit das Virus unseren Alltag verändert hat: die Handlungen, die Stimmungen, die Ansichten und Entscheidungen von uns allen – unsere gesamte Lebensweise. Der Einfluss der Politik stieg dabei in dieser Pandemie deutlich. Unabhängig davon, welche Vorgehensweise man nun für richtig hält: Angst ist bekanntermaßen immer ein schlechter Berater. Mehr Gelassenheit und Ruhe tut auch an dieser Stelle gut. Zumindest für die Kapitalmärkte hat das Virus einen Teil seines Schreckens eingebüßt. Vorausgesetzt es ergeben sich nicht noch gefährlichere Varianten wird dies auch so bleiben.
September: Da war noch was – Bundestagswahl 2021
Im September fand die Bundestagswahl statt, nach der erstmals eine aus drei Parteien bestehende Regierungskoalition gebildet wurde. Wir erwarten kaum besondere wirtschaftliche Auswirkungen, allerdings werden die Beziehungen zu Russland – politisch wie auch wirtschaftlich (Stichworte: Öl und Gas) – sicherlich genau zu beobachten sein.
Strategierück- und Ausblick
Aktienseite
Das Grundgerüst der Aktienseite bilden globale Aktienfonds, die eine optimierte Weltaktienmarktperformance (Beta-Komponente) in Höhe von 5-8% p.a. langfristig liefern sollen. Um dieses Gerüst herum werden spezialisierte Renditetreiber in Ländern, Branchen und Megatrends platziert (Alpha-Komponente) die langfristig eine höhere Rendite liefern sollen, jedoch kurzfristig mit stärkeren Schwankungen verbunden sein können.
Die Fonds der Beta Seite konnten ihre Aufgabe erfüllen, die Renditereiber nur teilweise. Besonders der von uns präferierte Gesundheits- und Biotechnologiesektor überzeugte im vergangen Jahr nicht. Besonders gut entwickelten sich hingegen die Bereiche der Klima- und neuen Energien, der Digitalisierung, sowie die taktische Deutschlandallokation. Da wir die Technologierally nur partiell begleiten (siehe Kapitalmarktrückblick) fehlt uns hier ein Teil der Überrendite. Grundsätzlich werden wir unsere Strategie beibehalten, jedoch bei einer Verfestigung der Zinswende in den USA graduelle Anpassungen vornehmen.
Anleiheseite
Die Anlageklasse Anleihen bedienen wir einerseits mit Investitionsreserven in Form von Pfandbriefen und kurzlaufende Anleihen, die investiert werden sollte der Markt korrigieren und andererseits mit taktisch allokierten inflationsbesicherte Anleihen, die neben Stabilität zu geben auch Rendite erwirtschaften können.
Die Anleiheseite lieferte trotz gestiegener Renditen einen leicht positiven Beitrag zur Performance, wobei diese erwartungsgemäß den inflationsgesicherten Anleihen zugeschrieben werden kann. Möglicherweise ergänzen wir die vorhandenen Bestandteile durch Liquiditätsinstrumente.
Edelmetalle, Rohstoffe und Alternative Investments
Edelmetalle bzw. Sachwerte verhalten sich in Krisen in der Regel antizyklisch zu produktiven bzw. cashflow-abhängigen Anlagen wie Aktien und Anleihen und stabilisieren somit das Portfolio. Alternative Investments erbringen ebenfalls zum Aktienmarkt gering korrelierte Renditen.
Edelmetallfonds litten im letzten Jahr unter den steigenden Anleiherenditen. Die Einbußen konnten dabei nicht von aufgrund von gestiegenen Inflationserwartungen getriebenen Industriemetallpreisen kompensiert werden. Wir haben den Goldanteil in unseren Strategien verkleinert aber nicht eliminiert, da er auch als strategisches Investment gegen extreme Inflationssteigerungen oder fundamentale Krisen dient. Die alternativen Investments lieferten hingegen eine solide Performance.