Kapitalmarktrück- und Ausblick
Die Aktienmärkte zeigten sich in im zweiten Quartal 2021 insgesamt von ihrer freundlichen Seite, jedoch mit einer deutlich geringeren Marktbreite im Vergleich zur Rally im zweiten Halbjahr 2020. Als Favoriten kristallisierten sich wieder einmal die amerikanischen Börsen heraus, wobei die Performance nur noch in wenigen, großkapitalisierte Unternehmen stattfand (S&P 500 +8,2% vs. Russel 2000 +4,9%). Die europäischen Börsen zeigen im internationalen Vergleich ebenfalls relative Stärke. Auch wenn die Wachstumsimpulse geringer als in den USA ausfielen, waren sie immerhin marktbreiter. So konnten auch Mid- und Smallcaps Zugewinne erzielen. (STOXX 50 +5,1% vs. STOXX 600 +6,5%)
Im Stylebereich setzten Technologie-und Growthwerte zu einer Erholungsrally an und ließen werthaltige Titel hinter sich. Zykliker blieben stark, verloren aber etwas an Momentum.
Die Märkte ignorierten bis auf den letzten Punkt erstaunlicherweise die ersten Signale der FED, die geldpolitischen Stimuli zu reduzieren. Möglicherweise erwartet man ein Nachlassen der wirtschaftlichen Dynamik in den USA.
So stiegen trotz höchster Inflationsrate seit 10 Jahren die Renditen der Staatsanleihen nicht mehr, wobei die europäische Zentralbank ohnehin keine Verschärfung ihres ultralockeren Geldkurses andeutet. Aufgrund der Aussagen der FED kurzfristig ein Überschießen der Inflation über die Zielmarke von 2% zuzulassen, halten wir den Gipfel in den USA eventuell noch nicht für erreicht. Auch die europäische Zentralbank ist in der vergangenen Woche nachgezogen und will vorrübergehende Inflationsraten jenseits der 2% zulassen. Europäische (Bank-) Sparer dürfen sich weiterhin auf langfristig negative Zinsen, Kaufkraftverluste und eine langsamere Wirtschaftserholung einstellen.
Die relative Schwäche der Edelmetalle wiederum passt nicht in dieses Bild. Die Rohstoffmärkte, abgesehen vom politisch geprägten Öl-Markt, erreichten Anfang Mai ihren Höchststand und korrigieren bzw. stagnieren seitdem. Die weitere Entwicklung wird stark von der Nachhaltigkeit des Inflationsanstieges und den Konjunkturerwartungen für das zweite Halbjahr abhängig sein. Der US-Dollar gewann gegenüber dem Euro an Wert, was sich insgesamt positiv für bereits investierte Euro-Anleger auswirkte.
Asien, inklusive Japan, sowie die außerasiatischen Emerging Markets enttäuschten hingegen. Die sich zuletzt weiter verstärkenden Spannungen zwischen China und den USA sind beunruhigend.
Strategierück- und Ausblick
Die Anleiheseite lieferte aufgrund fallender Renditen insgesamt einen positiven Beitrag zur Performance, so dass die abnehmenden Inflationserwartungen überkompensiert wurden. Die Mischung aus inflationsgesicherten Anleihen und Pfandbriefen wird insbesondere unter Risikoaspekten weiter beibehalten
Insgesamt gestaltet sich das Management der Aktienseite zunehmend schwieriger: Die US- und Technologiedominanz (hohe Bewertung, hohe Marktkapitalisierung im Vergleich zu den Gewinnen) der Weltaktienindizes sind ebenso risikoreich wie die politischen Unwägbarkeiten in China, das Währungsrisiko der Schwellenländer und die allgemein unterdurchschnittlichen Wachstumsaussichten Europas.
Für das Aktienportfolio gilt deshalb kurz bis mittelfristig das Primat Vorsicht. Wir sind etwas defensiver als der Gesamtmarkt aufgestellt. Die Aktienquote wurde reduziert, was wiederum im vergangenen Quartal unsere Rendite im Vergleich zur Benchmark belastet hat. Unser lediglich verhaltener Optimismus basiert auf mehreren Gründen und spiegelt sind folgendermaßen in der Portfolioallokation wieder:
- All Time Highs in diversen entwickelten Märkten bei gleichzeitig abnehmender Marktbreite
- Wirtschaftliche Erholung durch Basiseffekt nach dem Coronaeinbruch verliert an Dynamik und Unsicherheit durch Virusvarianten nimmt zu
- Spannungen zwischen den G7 Staaten und China nehmen zu
- Schlechte bzw. ungünstige Saisonalität von Juni bis Oktober
- Weiterhin Potential in wertstabilen (defensivere) Titeln, Valueanteile bleiben beigemischt
- Potential im Smallcap Bereich, daher stärker investiert als der Gesamtmarkt
- Sehr selektive Auswahl im Technologiebereich
- Grundsätzliches Übergewicht in Biotechnologie und Healthcare wird beibehalten
- China (staatliche Regulierungen und schwache Geldmengenentwicklung) und Asien generell gewichten wir unter, sind aber bereit hier wieder zu investieren, sobald wir positivere Signale erkennen
- Der Anteil der Edelmetalle als Stabilisator wird beibehalten.