Kapitalmarktrück- und Ausblick
Gesamtüberblick Weltwirtschaft
In den USA hatten die massiven Staatshilfen seit 2020 starke positive Konjunkturimpulse ausgelöst. Sie mündeten einerseits in Vollbeschäftigung, andererseits aber auch in hoher Inflation. Der schnelle Zinsanstieg auf ein über viele Jahre nicht erreichtes Niveau verpasste der Wirtschaftsentwicklung einen Dämpfer. Infolgedessen stieg die Arbeitslosenquote im dritten Quartal deutlich über die Marke von 4 %.
Auch andere Kennzahlen des US-Arbeitsmarkts deuteten im Verlauf des dritten Quartals auf eine zwar positive, aber abflauende Wirtschaftsentwicklung hin. Vor dem Hintergrund ihrer hohen Verschuldung leiden sowohl der Staat als auch die privaten Haushalte trotz nachlassender Inflation unter der gestiegenen Zinslast. Das nährt Befürchtungen einer deutlichen Kehrtwende der US-Wirtschaft.
Chinas positives Wirtschaftswachstum verliert weiter an Dynamik. Zur langfristigen Stärkung baut das Reich der Mitte daher seine Wirtschaftsbeziehungen zum afrikanischen Kontinent weiter aus. Anfang September fand in Peking die 9. Ministerkonferenz des China-Afrika-Kooperationsforums statt. Den mehr als 50 teilnehmenden afrikanischen Staaten stellte China Investitionen in Milliardenhöhe in Aussicht. Mit einem Paukenschlag kündigten die chinesische Regierung und die ihr unterstellte People’s Bank of China am 24.09. ein vielschichtiges, umfassendes Konjunkturprogramm an. Die ersten Kurssteigerungen geben Hoffnung auf eine Stabilisierung des seit sechs Jahren angeschlagenen chinesischen Aktienmarkts.
Zentralbanken leiten Zinswende ein
In Nordamerika und Europa haben die Inflationsraten das jeweilige Zielniveau annähernd erreicht, was den Notenbanken zinspolitische Spielräume eröffnet und dem Wirtschaftswachstum mittelfristig positive Impulse verleihen sollte. Die Fed betonte anläßlich ihrer Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte am 12.09., die Entwicklung am Arbeitsmarkt stärker zu berücksichtigen. Ende September ließ US-Notenbankchef Jerome Powell verlauten, dass er bis Jahresultimo mit zwei weiteren Zinssenkungen um insgesamt 50 Basispunkte rechnet.
Die Bank of England und die EZB hatten ihre Leitzinsen bereits vor der Fed um 0,25 Prozentpunkte reduziert. Während die BoE bei ihrer letzten Sitzung auf dem Niveau von 5 % pausierte, senkte die EZB den Leitzins um weitere 0,25 Prozentpunkte auf 3,5 %. Weitere Senkungen deuten sich auch für Europa an.
Eine zwar nur marginale, aber überraschende Anhebung der Leitzinsen in Japan sorgte kurzzeitig für Turbulenzen an den Kapitalmärkten. Spekulanten hatten sich dort im Vertrauen auf anhaltend günstige Zinsen im japanischen Yen mit hohen Beträgen verschuldet und das Geld in Ländern mit höheren Zinsen angelegt (Yen-Carry-Trade). Drohende Verluste nach dem Zinsschritt der Bank of Japan zwang sie zu Verkäufen und bescherten dem Nikkei den größten Tagesverlust seit 1987.
Goldpreis auf historischem Höchststand
Der Goldpreis klettert derweil von Rekord zu Rekord. Ende September überschritt der Preis für eine Unze untertägig sogar den Wert von 2.700 US-Dollar. Grund für den Anstieg ist einerseits der Beginn des Zinssenkungszyklus – die Verzinsung sicherer Staatsanleihen als Alternative zum Gold verliert an dadurch Attraktivität. Andererseits zeigen Daten des World Gold Council bedeutende Käufe aus dem Umfeld der BRICS-Staaten. Ihnen schwebt nach wie vor die Entwicklung einer eigenen Währung vor, die zumindest teilweise in Gold gedeckt sein könnte.
Kapitalmärkte
Die Rentenmärkte sind durch den neuen Zinstrend der Zentralbanken in Bewegung geraten – mit sinkenden Renditen im gesamten Laufzeitspektrum. Dies hat einerseits für Kursgewinne in längerlaufenden Anleihen gesorgt, die Verzinsung für kurzfristige Geldmarktpapiere jedoch reduziert.
Bislang galten negative Konjunkturdaten aus den USA als positiver Impulsgeber für den breiten Aktienmarkt, nährten sie doch die Hoffnung auf nennenswerte Zinssenkungen der Zentralbanken. Die lange Phase bis zur ersten Zinssenkung seitens der US-Notenbank bremste vorübergehend den Anstieg, der indes nach der Fed-Entscheidung Mitte September wieder Fahrt aufgenommen hat.
Die herausragende Entwicklung der bedeutendsten Technologiewerte setzte sich im Verlauf des dritten Quartals nicht weiter fort. Vielmehr trat ein Favoritenwechsel ein, der Aktien aus den Bereichen Chemie, Pharma, Konsum, Rohstoffe und Rüstung Kurssteigerungen bescherte.
Die Ankündigung des chinesischen Konjunkturpakets setzte dem Aufwärtstrend zum Quartalsende das i-Tüpfelchen auf.
So konnten der S&P 500 mit 5.732 Punkten und der DAX mit 19.500 kurz vor dem Quartalsende neue Allzeithochs erzielen.
Wechselkursentwicklung Euro/Dollar
Die Schwäche der amerikanischen Währung setzt sich fort. Mehrere Faktoren sind für die abnehmende Nachfrage nach dem Greenback verantwortlich. Insbesondere der große Zinsschritt der Fed wird als deutlicher Hinweis auf die zunehmende Schwäche der US-Konjunktur interpretiert. Mit sinkenden Zinsen nimmt die Attraktivität der Anlage in US-Staatsanleihen ab. Zudem verkauft die chinesische Zentralbank in großem Stil ihre US-Dollar-Anleihen, in denen sie das Geld ihrer Exportüberschüsse angelegt hatte.
Schließlich unternehmen die BRICS- und ihnen zugewandte Staaten Bemühungen, Alternativen zum Dollar als Handelswährung ins Spiel zu bringen. Die Schwäche des US-Dollar kostete Euro-Investoren im vergangen Quartal einige Prozentpunkt Peformance.
Strategierück- und Ausblick
Seit Jahresbeginn liegen die Faktoren Momentum +29% und Quality +18% an der Spitze des Performancerankings, während sich Neben- und Value-Werte schlechter entwickelt haben als der breite Markt.
Im dritten Quartal hat sich das Blatt jedoch zugunsten der bisherigen Nachzügler gewendet, da insbesondere Momentum-Aktien Anfang August im Kontext der Yen-Carry-Trade-Turbulenzen stark gelitten haben und die Verluste noch nicht wieder aufgeholt sind. Konsequenterweise zeigte der Faktor Minimum Volatility in dieser Phase relative Stärke und entwickelte sich auch insgesamt im vergangen Quartal am besten.
Auf der Alpha-Seite haben sich die Zinssenkungen in Europa und den USA positiv auf die Kurse der langlaufenden Staatsanleihen ausgewirkt. Unsere taktische Positionierung im japanischen Aktienmarkt wurde nach 14 Monaten mit einem Gewinn von knapp 20% geschlossen. Neu aufgenommen wurde eine defensive Position in europäischen Versorgern, die sich insbesondere zu Beginn eines Zinssenkungszyklus in der Regel gut entwickeln. Ebenfalls neu ist eine Position in amerikanischen Nebenwerten, die gegenüber den Megacaps Nvidia, Apple & Co. ein großes Nachholpotential aufweisen. Zudem dürften sie von der zunehmenden Konzentration auf den Binnenmarkt profitieren, egal wer als Sieger aus der US-Wahl hervorgeht. Das selbe Argument hat uns dazu gezwungen europäische Smallcaps aus dem Portfolio zu nehmen.
Aufgrund der Korrektur am Aktienmarkt Anfang August legte erwartungsgemäße die Volatilitätskomponente als Absicherung zu und auch der Goldpreis verzeichnete im Umfeld vermehrter geopolitischer Spannungen einen neuen Höchstkurs.