Kapitalmarktrück- und Ausblick
Das zweite Quartal des Jahres 2022 brachte keine Entspannung – weder politisch noch an den Kapitalmärkten. Der Weltaktienmarkt, gemessen am MSCI World Index, verlor nochmals fast 11 % und liegt seit seinem Allzeithoch Anfang Januar knapp -14,5% unter Wasser. Es herrscht Ausverkaufsstimmung auf allen Ebenen: Kein einziger Sektor und keine Anlageklasse konnte das Quartal positiv abschließen. Die größten Verlierer blieben Wachstums- und Technologiewerte, wobei der schwache Euro sogar noch das Ausmaß der Korrektur verwässert, denn in US-Dollar gemessen verloren MSCI World und Nasdaq bereits -21% respektive -31%.
Die ehemalige Präsidentin der US-Notenbank, Yellen, hat jüngst Fehler in der Einschätzung der Inflationsentwicklung eingestanden. Der Anstieg war deutlich höher als von der Fed erwartet. Allein die Preissteigerung von April auf Mai 2022 betrug in den USA 1 %, was auf das Jahr hochgerechnet eine Inflation im zweistelligen Bereich bedeuten würde. Auch an der Einschätzung, die Inflation sei „transitory“, also vorübergehend, kamen Zweifel auf. Mit provokanten Zinserhöhungsforderungen von Ökonomen wie z. B. „Wann, wenn nicht jetzt“ und „Was immer es kostet“ kam die Fed unter erheblichen Druck, ihre Entschlossenheit zur Inflationsbekämpfung zu demonstrieren.
Sie reagierte Anfang Mai mit einer Zinserhöhung von 0,5 Prozentpunkten auf eine Spanne von 0,75 % bis 1 %. Zwar war im Vorfeld eine Erhöhung erwartet worden, aber nicht in dieser Höhe. Die Fed gab damit die dritte Leitzinserhöhung in diesem Jahr bekannt. Die Notenbanker signalisierten, dass sie dieses Jahr noch mehrfach nachlegen würden. Offen ausgesprochen wurde Ende Juni, die Erhöhung werde entweder 0,5 oder 0,75 Prozentpunkte betragen. Die US-Notenbanker peilen für das Jahresende ein Zinsniveau von 3-4 % an. Im März hatten sie noch einen Wert von 1,9 % ins Auge gefasst. Auf längere Sicht wird ein Zinsniveau von 2,5 % kommuniziert.
Die Folgen von Krieg und Inflation haben die Stimmung vieler Unternehmen auf einen absoluten Tiefpunkt gedrückt. Der ifo Geschäftsklimaindex hatte im März Rückgänge zu verzeichnen, die beinahe die historisch hohen Werte zu Beginn der Corona-Pandemie erreichten. Im April und Mai konnte sich der viel beachtete Index leicht erholen. Im ersten Quartal waren aus diesem Indikator keine Anzeichen für eine Rezession in Deutschland ableitbar. Im Juni taxierten Vertreter von Banken sowie Fondsmanager die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession auf 50 %.
Strategierück- und Ausblick
Will man eine positive Sicht auf die Lage am Aktienmarkt gewinnen, ist ein Blick auf den Rückgang der Bewertungen am Weltaktienmarkt auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von unter 15 hilfreich. Angenommen die Gewinnschätzungen werden nicht weiter korrigiert ergibt sich daraus eine Rendite auf das Eigenkapital von 6 bis 7% und damit Werte im historischen Durschnitt. Eine Tatsache zum Thema Inflationen muss man sich an dieser Stelle klarmachen: Langfristig muss die Summe der Gewinne aller Unternehmen mindestens mit der Inflationsrate steigen, denn würde sie das nicht tun entfiele schließlich die Ursache der Preissteigerung.
Auf der Aktienseite hat sich das Mehrfaktorenmodell unserer Strategie aufgrund seiner dynamischen Anpassungsfähigkeit erneut besser entwickelt als der marktkapitalisierungsgewichtete Weltaktienindex. Ende Mai unterschritt außerdem der Gesamtmarkt die Schwelle, an der ein kleinerer Teil der Investitionsreserve aufgelöst und in der Version Klassik trifft Zukunft in den Aktienmarkt investiert wurde.
Im Gegensatz zum vergangen Quartal konnten die Portfoliobeimischung der Edelmetalle, die sich in der Regel in Krisenzeiten gegenläufig zum Aktienmarkt bewegen, keine Stabilität bringen. Grund hierfür ist der eher stetige und nicht plötzliche Abschwung und die steigenden Realzinsen im US-Dollar Raum. Wir rechnen jedoch damit, dass sollte es zu einem unvorhersehbaren Schock kommen, unserer Ursprungsthese bestätigt wird. Die Kombinationen von produktiven und antizyklischen Anlageklassen bleibt daher fester Bestandteil unserer Vermögensverwaltungsstrategien.
Gegenüber der Benchmark, bleibt die Strategie übergewichtet in Asien, bei kleineren und mittleren Unternehmen, sowie in den Sektoren Gesundheitswesen, erneuerbare Energien und Rohstoffe. Zuletzt hat besonders der Bereich Gesundheit/Biotechnologie positive Momentumsignale gezeigt.
Unsere bewusst hoch angesetzte Fremdwährungskomponente diente als positiver Renditetreiber.